Vielleicht denken Sie jetzt: Was hat denn der Kiefer mit Physiotherapie zu tun? Sehr viel. Und es ist sogar ein sehr wichtiges Thema in unserer Praxis, weshalb wir dem Kiefer, oder besser gesagt dem Kiefergelenk einen ganzen Monat widmen.
Der Kiefer – eine Definition
Der Kiefer besteht aus zwei Knochen am Schädel, dem Oberkiefer, der fest mit dem Schädel verbunden ist und dem Unterkiefer. Dieser ist nur durch ein Gelenk mit dem Schädel verbunden und somit beweglich. Im Ober- und Unterkiefer sitzen die Zähne. Verbunden sind Ober- und Unterkiefer mit starken Kaumuskeln. Diese zählen zu den stärksten Muskeln am ganzen Körper.
Und was ist das Problem?
Wenn jemand entsprechend der Redewendung zu häufig „die Zähne zusammenbeißt“, dann verkrampfen sich auf Dauer Kaumuskulatur und Kiefergelenk. Das bezeichnet man als „Craniomandibuläre-Dysfunktion“ (CMD). Zahnfehlstellungen, verlagerte Weisheitszähne oder ein falscher Biss können sogar die Abweichung über das Kiefergelenk auf den Nacken und die Wirbelsäule übertragen. Wie so oft, kann unser genialer Körper krankhafte Veränderungen bis zu einem gewissen Grad über die Muskulatur oder die Gelenke ausgleichen. Schmerzen oder Probleme treten erst dann auf, wenn die Grenzen überschritten werden.
Bei folgenden Beschwerden könnte evtl. eine Craniomandibulärer-Dysfunktion (CMD) vorliegen:
- Kiefergelenk: Schmerzen beim Aufbeißen, Kauen, Knacken, „Mundsperre”
- Zähne: Schmerzen, Knirschen, Fehlstellungen, Abrieb, Muskelverspannungen durch Zähneknirschen oder Zähne zusammenbeißen
- Kopf: Kopfschmerzen/-druck, Schwindel, Kribbeln, Taubheitsgefühl
- Ohren: Hörprobleme, Tinnitus
- Hals: raues Gefühl, Heiserkeit, Kloßgefühl, Schluckbeschwerden
- Nacken-Schulter-Bereich: Schmerzen, Verspannungen, Bewegungseinschränkung
In diesen Fällen ist ein Besuch beim Zahnarzt, (Kiefer-)Orthopäden in Kombination mit einem speziell für CMD-Behandlungen ausgebildeten Physiotherapeuten anzuraten.
Nutzen Sie die interdisziplinäre „Hand-in-Hand“ Zusammenarbeit, um wieder beschwerdefrei zu werden.
Was kann helfen?
Manchmal hilft eine Aufbissschiene für nachts, um Zähneknirschen zu vermeiden. Die Physiotherapie hilft, Dysbalancen auszugleichen, Muskeln zu kräftigen und zu dehnen. Das kann dazu beitragen, mögliche Kettenreaktionen auf Nacken und Wirbelsäule bis hin zu Knien und Füßen zu unterbrechen und das Kiefergelenk wieder zu entspannen.
Sollten Physiotherapie und Aufbissschiene nicht helfen, gibt es noch zahnärztliche Möglichkeiten. Dazu zählen u.a. das Abschleifen von Zähnen oder korrigierender Zahnaufbau durch Füllungen. Das kann man oft durch Therapie vermeiden.
Fazit
Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist nicht einfach zu diagnostizieren. Problematisch wird es, wenn Veränderungen im Kieferbereich Probleme in anderen Körperregionen verursachen. Bei Verspannungen ist es häufig hilfreich, Stress zu verringern, um die angespannte Kiefer-Muskulatur zu lockern.
Schärfen Sie Ihre Wahrnehmung und beobachten Sie sich: Die Zähne berühren sich, wenn geschluckt oder gegessen wird. Ansonsten gilt: Lippen geschlossen, Zähne locker auseinander.
Unser TIPP:
Wussten Sie, dass, sobald Sie lächeln, sich automatisch auch die Kiefergelenke entspannen und Glücksbotenstoffe ausgeschüttet werden? Wenn dies nicht die einfachste Übung ist, um einem verspannten Kiefer vorzubeugen und eine Craniomandibuläre Dysfunktion zu vermeiden. 🙂