Ob die Blütenpollen oder die Schwüle im Sommer, der Wechsel in die kühleren Jahreszeiten Herbst und Winter: eigentlich ist immer „Atemzeit“, egal ob man an Asthma, Bronchitis, Allergien oder anderen Atemwegserkrankungen leidet. Ohne Atem geht gar nichts, denn alle unsere Zellen benötigen Sauerstoff. Jeder Reiz, der von außen oder innen kommt, verändert die Art und Weise zu atmen und hat damit Einfluss auf viele andere Funktionen des Körpers. Grund genug für uns, sich in diesem Monat mit dem Atmen zu beschäftigen und zu fragen, was Physiotherapie mit dem Atem zu tun hat.

Atembewegung

Das Zwerchfell ist also ein Hochleistungs-Muskel unter den Lungen, der von den Zwischenrippenmuskeln unterstützt wird und bei der wichtigen (Bauch-)Atmung eine entscheidende Rolle spielt. In Ruhe atmet der Mensch etwa 11-mal in der Minute ein und wieder aus. Das sind knapp 16.000 Atemzüge an nur einem Tag!

Bei Atemwegserkrankungen, die meist mit Entzündungen einhergehen, ist dieses Zusammenspiel gestört. Wir atmen flach und nicht in den Bauch, Sekret und Schleim können nicht ausreichend abgehustet werden, Zwerchfell, Zwischenrippen- und Rückenmuskeln verkrampfen – Husten oder Atemnot können die Folge sein. Bei „gesunden“ Menschen führt eine falsche Atmung häufig zu Fehlhaltungen und Blockaden, die wiederum unsere Atemfähigkeit einschränken.

Was ist Atemtherapie?

Zum Glück haben sich die Behandlungsmöglichkeiten weiterentwickelt und vielen Patienten kann geholfen werden. Medikamente helfen, die Bronchien zu weiten und Entzündungen der Atemwege zu minimieren. Ergänzend sorgt die Physiotherapie mit der Atemtherapie dafür, dass Betroffene ein möglichst symptomfreies Leben führen können.

Wichtig für die effektive Atmung ist ein elastischer Brustkorb, eine freie Oberkörperbeweglichkeit mit Betonung der Drehung und Streckung, die Kräftigung des Zwerchfells und Spannungssenkung der Atemhilfsmuskulatur. Um dies zu erreichen, werden spezielle Lagerungen und atemerleichternde Ausgangsstellungen erlernt, damit die Atmung ungehinderter erfolgen und Schleim abfließen kann. Spezielle Grifftechniken dienen zur Lockerung und Aktivierung der Atemhilfsmuskulatur. Therapeutische Übungen für den Alltag vermitteln dem Patienten die Erfahrung, dass der Atemvorgang beeinflussbar ist und auch bei körperlicher Belastung angepasst werden kann.

Bewegung oder rauf aufs Sofa?

Wie so oft ist es ein Dilemma: Körperliche Bewegung führt meistens (erst einmal) dazu, dass sich Symptome verschlimmern. Deshalb wird körperliche Anstrengung vermieden. Die tiefe Bauchatmung wird somit vernachlässigt, das Gehirn speichert ab, dass Bewegung nicht guttut, die Muskeln werden nicht trainiert und haben nicht genügend Kraft, verkrampfen und es wird oft schlimmer als besser. Früher wurde sogar irrtümlich dazu geraten, bei Atemwegserkrankungen wenig Sport zu treiben. Neue Studien belegen selbst bei schwerem Asthma den Nutzen eines regelmäßigen Ausdauertrainings. Eine Studie belegt: 2x wöchentlich 30 Minuten Ausdauertraining bewirken viele weitere symptomfreie Tage. Die krankengymnastische Atemtherapie kann hierfür eine wichtige Voraussetzung sein.

Der innere „Schweinehund“ lässt also mal wieder grüßen – mit einem guten Physiotherapeuten an ihrer Seite, trainieren sie Schritt für Schritt Ihre persönliche Atemtechnik für ein aktives Leben.